Female Empowerment, Female Transformers in Healthcare, und Instagram
Ihre Arbeit prägt den Umgang mit Vielfalt und Gleichberechtigung im Gesundheitswesen neu: Mit strategischen Ansätzen und Empathie gestaltet Dr. Sidra Khan-Gökkaya Prozesse, die interkulturelle Kompetenz und Antirassismus stärken und für alle Beteiligten ein respektvolles Umfeld schaffen.
Von Isabella Kormann
Mit einem beeindruckenden Engagement für Gerechtigkeit und Chancengleichheit hat sich Dr. Sidra Khan-Gökkaya in den letzten Jahren als Vorreiterin für die Integration von Vielfalt und Antirassismus in der Gesundheitsbranche etabliert. Als erste Integrations- und Antirassismusbeauftragte an einem Universitätsklinikum in Deutschland ist sie eine zentrale Figur und gestaltet aktiv die Transformation von Prozessen, um eine gerechtere und inklusivere Gesundheitsversorgung zu schaffen.
Der Weg zur Veränderung
Ihr Weg in das Gesundheitssystem war ursprünglich nicht geplant. „Zu Beginn meines Studiums hätte ich nie daran gedacht, später im Gesundheitswesen zu arbeiten“, erzählt sie. Mit einem Master in Internationaler Migrationsforschung und Interkulturellen Beziehungen sah sie ihre Zukunft eher in der Forschung und in Bildungsprojekten. Doch während ihrer Promotion zum Thema „Integration zugewanderter Fachkräfte in Gesundheitsberufen“ lernte sie Menschen kennen, die sie nachhaltig prägten.
„Es hat mich sehr beeindruckt, mit welcher Resilienz und Zuversicht sie trotz aller Umstände ihren Weg gegangen sind und Karriere gemacht haben“, beschreibt sie ihre Motivation. Dieser persönliche Austausch und die Erkenntnis, wie wichtig Gerechtigkeit und Vielfalt in dieser Branche sind, führten sie schließlich dazu, ihre Karriere auf diese Themen auszurichten.
Heute arbeitet sie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und ist seit Juni 2020 Vorstandsbeauftragte für Migration, Integration und Antirassismus. Ihre Arbeit umfasst ein breites Spektrum an Aufgaben – von der Beratung von Mitarbeitenden und Führungskräften bis hin zur Entwicklung von vielfaltssensiblen Prozessen innerhalb der Organisation. Ihr Ziel ist es, eine gerechte Gesundheitsversorgung zu schaffen, die alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Sprache gleichbehandelt. Dabei legt sie großen Wert darauf, Herausforderungen offen und lösungsorientiert anzugehen.
„Die Themen Rassismus und Diskriminierung verunsichern viele Menschen. Das kann ich gut nachvollziehen, weil wir in der Öffentlichkeit und in den Medien rund um diese Themen einen sehr polarisierenden Umgang, jenseits von Fachwissen und Evidenzen, erleben. Umso wichtiger ist es, dass wir nicht wegschauen, sondern uns mit den Forschungsergebnissen und Evidenzen befassen, die deutlich machen, dass es auch in Deutschland strukturelle Ungerechtigkeiten, Diskriminierung und Rassismus im Gesundheitswesen gibt. Ich möchte gerne alle Menschen dazu ermutigen, sich damit auseinanderzusetzen, auch wenn es einen verunsichert. Denn das zeigt, dass wir lernen wollen.“
Umstrukturierung und Sensibilisierung
Ein Meilenstein ihrer Arbeit ist die Verankerung von Diversitäts- und Antirassismus-Maßnahmen in den Prozessen und Strukturen des Klinikums. „Als die Stelle im Juni 2020 etabliert wurde, war nicht ganz klar, wie das Stellenprofil aussehen soll. Es gab keine bundesweiten Vorbilder, an denen wir uns orientieren konnten“, erinnert sie sich. Doch mit großer Entschlossenheit und Fachkompetenz gelang es ihr, das Thema Vielfalt in die alltäglichen Abläufe des Klinikums zu integrieren. Ein Beispiel dafür ist die Schulung von Führungskräften zum Umgang mit Vielfalt und Antirassismus, die mittlerweile fest in die internen Fortbildungsangebote integriert ist.
Ein besonderes Anliegen ist es ihr, nicht nur präventiv zu wirken, sondern auch konkrete Veränderungen in den Strukturen anzustoßen. Gemeinsam mit dem Qualitätsmanagement und der Rechtsabteilung des UKE hat sie eine Verfahrensanweisung entwickelt, die den Umgang mit Diskriminierungsmeldungen systematisiert. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Beschwerden schnell eskaliert sind, wenn der Vorwurf ‚Rassismus‘ im Raum stand. Mit klaren Strukturen und transparenten Prozessen haben wir es geschafft, den Umgang mit solchen Vorwürfen zu professionalisieren und den Mitarbeitenden Sicherheit zu geben“, erklärt sie.
Auch auf politischer Ebene setzt sich Khan-Gökkaya aktiv für den Schutz von Gesundheitspersonal vor Diskriminierung ein. So wurde sie als Sachverständige in den Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landtags Nordrhein-Westfalen eingeladen und trug dazu bei, dass Rassismus als eine Form von Gewalt in den Schutzmaßnahmen berücksichtigt wurde.
Die Antirassismusbeauftragte engagiert sich sowohl national als auch international für Diversität und Gerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung. Als „Harkness Fellow“ an der Harvard School of Public Health forschte sie zu diesen Themen und strebt an, ihre Erkenntnisse in die deutsche Gesundheitsversorgung zu integrieren.
Mehr Bewusstsein für Gerechtigkeit
„Der Female Transformers in Healthcare Award ist für mich nicht nur eine Anerkennung meiner Arbeit, sondern auch eine Chance, das Bewusstsein für die Bedeutung von Vielfalt und Gerechtigkeit im Gesundheitssektor weiter zu stärken“, sagt sie über ihre Motivation, sich für den Preis zu bewerben. Mit ihrem visionären Ansatz und ihrem Mut, unbequeme Themen offen anzusprechen, hat sie bereits jetzt einen nachhaltigen Wandel eingeleitet. Ihr Ziel ist es, durch ihren Einsatz für Vielfalt und Antidiskriminierung die Gesundheitsversorgung in Deutschland inklusiver zu gestalten – und dabei andere zu bestärken, diesen Weg mit ihr zu gehen.
Mit klarer Haltung, Empathie und einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen im Umgang mit Rassismus hat Dr. Sidra Khan-Gökkaya Maßstäbe gesetzt. Ihre Arbeit inspiriert und zeigt, dass Transformationen möglich sind – für eine gerechtere, respektvollere und vielfältigere Gesundheitsversorgung.